Die Pathologische Kirche wird homöopathisch! Ich weiß nicht, ob mich das freut. Aber ich verstehe es. Dass ich das Alles verstehe, freut mich sehr, denn das erlebe ich nicht alle Tage. Versteht ihr? Mist, das war ein holpriger Einstieg. Aber zu meiner Verteidigung verweise ich auf eine Geschichte, die auf urchristlich-gepflasterten Pfaden ihren Anfang nahm.
Also ganz in Ruhe und von vorn: Die Katholische (oh, ich hab mich bei der Einleitung verschrieben) Kirche verliert massiv Mitglieder. Vor allem Mitgliederinnen. Ich überlege gerade, warum ich diese Nachricht zum Anlass für einen Blog nehme. Schließlich handelt es sich hierbei doch um einen natürlichen Vorgang. Nach all den Jahrhunderten geradezu überfällig. Kardigeneral Woelki sagt: Die Katholische Kirche ist keine Demokratie! Danke Rainer Maria für die Erinnerung, aber das wusste ich schon. Also nicht Rilke. Woelki! Herrlich, in welch abstrusen Welten sich diese alten Männer bewegen. Daraus leite ich für mich die Frage ab – was ist die Katholische Kirche denn dann, wenn sie keine Demokratie ist? Ich blätter mein Gyridaumenkino nach gesellschaftlichen Machtmodellen durch: Feudalismus, Absolutismus, Diktatur, Kommunismus (ach, das sagte ich ja schon), Sozialismus, Patriarchat und wie diese lustigen Truppen sich auch immer nennen. Bei aller Nächstenliebe – ich kann kein vergleichbares Modell finden. Nicht mal bei eBay-Kleinanzeigen. Aber ich sehe, es gibt sogar matriarchalische Völker! Also nicht bei eBay. Wir alle kennen die Mosuo in China, die Minangkabau in Indonesien und die Khasi in Indien. Sie leben unter der Regie der Frauen. Quasi der Gegenentwurf zur Kathalonischen Kirche. Ich habe keine Ahnung, wie es sich da als Mann leben lässt. Aber sicher angenehmer als es eine Frau im Schoß der Katholischen Kirche empfinden mag. Denn da findet sie ja praktisch nicht statt. Also, die Frau. Sie ist schließlich seit Eva Schuld an Allem. Und da ist die Kirche echt nachtragend! Das Zölibat sollten wir demzufolge als eine Art Notwehr verstehen. Ich verstehe es weder als Notwehr, noch als sonst was. Ich verstehe es einfach nicht. Das kommt bei mir manchmal vor.
Es ist Pfingsten, es wird die Gründung der Kirche gefeiert. Laut hochbetagter Literatur kam an diesem Tag der Heilige Geist aus dem Himmel zu uns und den anderen Jüngern Jesu darnieder und manifestierte so seine Geistesgegenwart auf Erden. So weit, so gut. Hätte ich auch so gemacht, wäre ich ein Geist. Bin ich aber nur selten. Höchstens mal derartig umnachtet. Mein Vorteil gegenüber Geistern besteht darin, dass ich per natürlicher Geburt auf die Welt kam und dazu gottseidank keine äußeren Atmosphärenschichten durchbrechen musste. Die Spaceshuttles der NASA brauchten einen Hitzeschild aus Keramikkacheln, um dabei nicht zu verglühen. Keine Ahnung, wie das der heilige Geist damals gemacht hat. Vielleicht gab es unter der Jüngerschar Jesu einen Fliesenleger. Ansonsten gab es unter seinen Followern vom Steuereintreiber bis zum Fischer und Zöllner so ziemlich alle damals systemrelevanten Berufe. Ich habe gerade mit Bummi darüber gesprochen, er hat auch keine Ahnung, wie das mit dem Nichtverglühen gehen soll. Dabei kennt er sich eigentlich auf allen Fachgebieten ziemlich gut aus. Zumindest vermittelt er den Eindruck. Auf seinem Weg von der elterlichen Höhle in Kanada bis ins Kinderzimmer meiner jüngsten Tochter hat er sehr viel gesehen und erlebt. Von diesem Erfahrungsschatz zehren wir jeden Abend.
Mal angenommen, ich wäre die Katholische Kirche und mir würden die Menschen scharenweise davonlaufen. Was würde ich tun? Ich übersetze das mal in meinen alltäglichen Kontext: Wenn die Menschen aus meinem engeren Umfeld statt meiner Nähe das Weite suchen sollten, welche Lehren würde ich daraus ziehen? Erste Möglichkeit: Ihr könnt mich alle mal kreuzweise! Die Folge wäre endlose Einsamkeit. Zweite Möglichkeit: Ich beginne mich zu reflektieren. Ach, das ist totaler Quatsch. Eine Kirche reflektiert sich nicht! Aber es geht ja jetzt ausnahmsweise mal um mich. Ich würde mich zunächst mit Bummi besprechen und ihn fragen, ob er sich für sich die Bekleidung eines höheren Amtes vorstellen könne. Er meint, dass die Bekleidung, die ihm eine der größeren Schwestern meiner jüngsten Tochter immer näht, völlig ausreicht. Und dass er für das Amt des Papstes nicht zur Verfügung steht. Er möchte sich im Moment auf seine Funktion als höhere Instanz im Kinderzimmer konzentrieren. Ich nehme das erleichtert zu Kenntnis und biete ihm eine Vertragsverlängerung an.

Wohin nun mit einer Kirche, die bald menschenleer sein wird? Wenn die so prall durch Ablasshandel, Unterdrückung und Kirchensteuer gefüllten Kassen versiegen? Hab ich gerade Abgashandel geschrieben? Nein, das wären ja diese CO2-Zertitikate. Das hat hier nichts zu suchen! Egal. Also, wohin mit einer Institution, die es in über zweitausend Jahren nicht verstanden hat, im Sinne der Menschen zu handeln, die sie finanziert und um die es ja laut der Lehre des Heiligen Geistes eigentlich geht? Ich meine damit die Schafe. Nicht die Fliesenleger. Abschafen geht ja nicht. Äh, abschaffen. Denn dann müssten die Kleriker ja anschaffen gehen. Das wäre der falsche Weg und noch dazu nicht mit der katholischen Moral vereinbar. Denn es gibt ja weltweit mehr gläubige Christen als mit Corona infizierte Menschen! Das leugne ich nicht. Aber wohin mit Denen? Wenn ihnen der Hochaltar zu hoch, die Kanzel zum canceln und der ganze Rest einfach nur noch zum Austreten ist. Wohin damit? Mein innerer Lektor sagt mir gerade, dass ich noch auf den zehntausendfachen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der Katholischen Kirche eingehen müssen muss. Lieber Lektor, ich müsse nicht! Denn ich möchte weder mir, noch den drei Lesern dieser Zeilen den Tag verderben. Woelki hat dazu schließlich auch nichts gesagt.
Mein Vater war Pfarrer, zu meinem großen Glück evangelischer. Sonst gäbe es diesen Blog hier gar nicht! Er war den Kollegen der katholischen Fraktion gegenüber immer sehr kritisch. Denn vieles an der anderen Konfession passte so gar nicht in sein sozialistisches Weltbild. Aber er ist ihnen auch immer mit Respekt begegnet. Dieses Verhalten nennt man Ökumäne. Das hat jetzt nichts mit Tofu, geschweige denn mit Nachhaltigkeit zu tun. Ökumäne heißt wörtlich übersetzt „Die ganze bewohnte Erde“ und meint die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Wenn ich Bemühungen sage, denke ich dabei nicht nur an Nordirland. Immer wieder wurde und wird die Konfession in Konflikten und Kriegen missbraucht. Ganz zu schweigen von den Konflikten zwischen den anderen großen Weltreligionen. Dennoch hatte mein Vater einen Lieblingswitz, den ich irgendwann auch verstand: „Was ist der Unterschied zwischen einem evangelischen und einem katholischem Pfarrer? Beim evangelischen Geistlichen hängen die Windeln vor dem Haus, beim katholischen dahinter.“ Er hat sich jedes Mal diebisch darüber gefreut, wenn er ihn erzählte. Man muss dazu wissen, dass bei uns sehr viele Windeln vor dem Haus hingen. Hinterm Haus hingen andere Dinge.
Ich schließe mit einem Zitat von Rainer Maria Rilke: „Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot.“ Guten Appetit, Herr Woelki. Und immer an die Dornen denken! Bummi stimmt mir zu. Er freut sich auf ein Stück Lachs aus dem Kühlschrank. Ach du liebe Zeit.
PS: Der Evangelischen Kirche kommen auch die Schafe abhanden.